#toyfail: Spielzeug gehört nicht online

Verbraucherschützer warnen in der Vorweihnachtszeit vor Spielzeug, das mit dem Internet verbunden ist. Dabei geht es konkret um die Puppe „My Friend Cayla“ und den Roboter „i-Que“ des Herstellers Genesis, die mit Kindern sprechen sollen. Die beiden Spielzeuge sind in den USA auf dem Markt.

Der Hersteller hört mit

Heise online berichtet von der Puppe Cayla und dem Roboter i-Que, die beide Antworten auf Fragen von Kindern geben sollen. Das Spielzeug findet die Antwort aber nicht selbst. Stattdessen schickt es die Frage des Kindes über via Bluetooth an ein Smartphone, wo eine App die Audio-Files in Text umwandelt und unter Nutzung des Internets (Google, Wikipedia, …) eine Antwort generiert. Darüber hinaus schickt die -Anwendung auf dem Smartphone die Audio Files auch an einen Server in den USA. Dabei handelt es sich um einen der Firma Nuance, bekannt für Spracherkennungssoftware und Vertragspartner des US-Militärs. Von dort erhält das Spielzeug die Antwort. Der Hersteller Genesis selbst behält sich das Recht vor, die empfangenen und gespeicherten Fragen zu Werbezwecken zu verwenden und anderweitig auszuwerten.[1]

Fremde Störer

Norwegische Datenschützer haben am Beispiel der Puppe Cayla weitere Probleme festgestellt. So brachten sie die Puppe dazu, Sprachnachrichten abzuspielen, die sie über ein Smartphone empfing, auch über große Entfernung. Auch die Nutzung der Puppe als Mikrofon war so möglich.[2] Ein Gedanke, der vielen Eltern kaum geheuer sein dürfte: Ein Fremder, der über eine Puppe mit ihren Kindern spricht.

Kein neues Problem

Schon im März 2015 fanden sich in der Fachpresse Berichte zum Prototyp einer Barbie-Puppe mit WLAN-Verbindung. Sie zeichnete Gespräche für eine spätere Auswertung auf. Bereits damals gab es Proteste von Verbraucher- und Kinderschutzorganisationen, die auf einen möglichen Missbrauch des Geräts zu Werbezwecken hinwiesen.[3]

Finger weg von Internet-Spielzeug

Vernetztes Spielzeug birgt beträchtliche Risiken, besonders wenn es mit Mikrofonen und/oder Lautsprechern ausgestattet ist. Solange solche Geräte ohne irgendein Augenmerk auf Datenschutz und Sicherheit produziert werden, kann nur vom Kauf abgeraten werden. Hier setzt sich leider der Trend fort, der auch sonst im Internet of Things (IoT) besteht: Geräte werden so billig wie möglich produziert, die Sicherheit bleibt dabei gänzlich auf der Strecke.

Weitere Details zur Funktionsweise von „i-Que“ und „My Friend Cayla“ finden sich im Bericht der norwegischen Verbraucherschützer zu den beiden Spielzeugen.[]

[Update: 27.02.2017]

Laut netzpolitik.org ist die Puppe „My Friend Cayla“ nun von der Bundesnetzagentur als verbotene Sendeanlage eingestuft worden. Das macht ihren Besitz illegal. Die Puppe ist entsprechend vom hiesigen Markt genommen worden.[5]

[1] https://www.heise.de/newsticker/meldung/My-Friend-Cayla-Verbraucherschuetzer-warnen-vor-Spielzeug-Puppen-mit-Internetanbindung-3561593.html?wt_mc=rss.ho.beitrag.atom

[2] https://www.youtube.com/watch?v=sp3zsTAbRWs

[3] https://www.heise.de/newsticker/meldung/Datenschutz-WLAN-Barbie-zeichnet-Gespraeche-im-Kinderzimmer-auf-2576510.html

[4] https://consumermediallc.files.wordpress.com/2016/12/2016-11-technical-analysis-of-the-dolls.pdf

[5] https://netzpolitik.org/2017/schnueffelpuppe-my-friend-cayla-in-deutschland-verboten/